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In Deutschland leben schätzungsweise 800.000 Aleviten, von denen etwa 200.000 ursprünglich aus Dersimer stammen.
Die Region Dersim liegt in Ostanatolien, innerhalb der Grenzen der heutigen Türkischen Republik, und bezieht die Städte Tunceli und teilweise Bingöl, Sivas, Elazig, Mus, Erzurum und Erzincan ein. In Dersim leben überwiegend Aleviten. Dersim war immer ein Zufluchtsort für bedrohte Völker.
In den Jahren 1915/16 haben ca. 30.000 Armenier dort Zuflucht gefunden. Im Schatten des Zweiten Weltkrieges wurden in der Region Dersim in den Jahren 1937/38 systematisch und erbarmungslos Zehntausende unschuldige Frauen und Kinder ermordet, Dörfer wurden zerstört und unzählige Menschen wurden in den Westen der Türkei deportiert. Zudem wurden Tausende von Mädchen entführt oder zwangsadoptiert.
Die Absicht dieser Assimilations- und Vernichtungsstrategie des Staates war es, jegliche ethnisch-religiösen Minderheiten wie die Dersimer Aleviten zu beseitigen, um einen einheitlichen türkischen Nationalstaat mit sunnitischer Prägung durchzusetzen.
Noch heute erfahren die Dersimer in der Türkei in vielerlei Hinsicht Ablehnung und Ausgrenzung. Die Waisenkinder der Tragödie von Dersim kamen als Migranten nach Deutschland. Sie haben in Deutschland eine neue Heimat gefunden, in der sie gut integriert sind. Unter ihnen sind Arbeiter, Schüler, Studenten, Politiker, Gewerkschafter.
Sie sind ein fester Teil der deutschen Gesellschaft. Diejenigen Dersimer, die in Deutschland zu Hause sind, haben ihre von Leid geprägte Vergangenheit bis heute nicht vergessen. Die historische Vergangenheit der Migrationsgesellschaft, die sehr vielfältig ist, wird von der Politik allerdings kaum wahrgenommen.
Die Rahmenbedingungen für Erinnerungsarbeit und Geschichtsvermittlung berücksichtigen die Geschichte der Migrantinnen und Migranten bislang nur unzureichend. Deutschland ist allerdings ein Vorbild bezüglich der Aufarbeitung der eigenen Geschichte.
Der Völkermord an den Dersimern in den Jahren 1937/38, welches ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt, ist fast in Vergessenheit geraten und in Deutschland somit kaum bekannt. Wir möchten daher, dass die Geschichte der Dersimer Aleviten auch in Deutschland thematisiert wird. Wir würden es sehr begrüßen, wenn diese Tragödie in Institutionen und öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Universitäten, Museen und Bibliotheken, einen Platz fände.
Dies würde einerseits dazu dienen, die geschichtliche Wissenslücke zu schließen und andererseits den Dersimer Aleviten helfen, die Vergangenheit zu bewältigen. Dadurch wollen wir die in Deutschland lebenden Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren, indem wir sie an unserem leidvollen Schicksal teilhaben lassen.
Unser Ziel ist es die Interviews, die im Rahmen des „Dersim 1937-38 Oral History Projektes“ gemacht wurden, für die Allgemeinheit zugänglich zu machen.
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